Quelle: Timo Lämmle privat

Römer Timo Lämmle am Finaltag der Amateure in leitender Funktion

21.05.22 Fußball-Oberliga

WFV-Pokalfinale

Stuttgarter Kickers : SSV Ulm

Schiedsrichter – wer sind sie diese Menschen, die wenn sie alles richtig machen oft wenig Erwähnung finden, bestenfalls kaum auffallen, für souveräne Entscheidungen selten gelobt werden (ganz nach der schwäbischen Prämisse „Net gschimpft isch globt gnuag“)? Sich jedoch für strittige Entscheidungen ganz schnell einem Schwall von Emotionen gegenübersehen (in üblen Fällen mit halbstarken Drohungen, von denen „Schiri, wir wissen wo Dein Auto steht“ noch zu den harmlosen gehört).

Und doch: Es geht überhaupt nichts ohne sie. Kein Spiel könnte ohne die Unparteiischen stattfinden. In Deutschland sind es Tausende Partien täglich.

Wie muss man gestrickt sein, um diese Aufgabe zu übernehmen? Zunächst einmal muss man eine Menge mitbringen. Die Bereitschaft zum Lernen des Regelwerkes und die Fähigkeit die Spielregeln umzusetzen ist natürlich Grundvoraussetzung. Zudem bedarf es eines starken Persönlichkeitsprofiles, einer klaren und souveränen Körpersprache, einer bestimmten aber auch deeskalierenden Rhetorik sowie der Ruhe und Stärke Stress- und Konfliktsituationen zu bewältigen. Das ist schon eine ganze Menge.

Aber ein wesentlicher Part fehlt noch: Die körperliche Fitness, die auch einen bedeutenden Teil der Prüfungsinhalte einnimmt. Der ehemalige Schweizer Schiedsrichter Urs Meier hat die Laufleistung eines Fußball-Schiedsrichters während einer Partie auf zwischen 12 und 15 Kilometer beziffert. Sportmedizinische Untersuchungen kamen zu einem ähnlichen Ergebnis. Fakt ist: Um immer auf der Höhe des Balls zu sein, müssen die Jungs und Mädels topfit sein.

Einer dieser Sportler, der dies alles mitbringt und all diese Fähigkeiten auf sich vereint, ist der Römer Timo Lämmle, Fußball-Schiedsrichter in der Spvgg Rommelshausen.

Seit 2006 ist er zertifizierter Schiedsrichter, seit 6 Jahren pfeift er Regionalligabegegnungen und assistiert in der 3.Liga (für bekennende Nicht-Experten: darüber kommen nur noch 2. Bundesliga und Bundesliga).

Den 21.05.22 hat er sich rot im Kalender eingetragen. Ein wichtiger Termin für ihn. Hat er doch die Auszeichnung erhalten, das Finale im DB Regio-wfv-Pokal zwischen den Stuttgarter Kickers und dem SSV Ulm 1846 leiten zu dürfen. Der Finaltag der Amateure ist das TV-Highlight im Amateurfußball. Erstmals werden von der ARD alle 21 Landespokalendspiele live übertragen. Um 16.15 Uhr wird im GAZi-Stadion auf der Waldau angepfiffen.

Wir haben ihn gefragt, wie es dazu kommt, dass so ein junger Schiedsrichter eine solche Aufgabe zugesprochen bekommt, nach der sich jeder der in dieser Klasse pfeift die Finger schlecken würde. Timo merkt an, dass solch eine Partie leiten zu dürfen schon eine Auszeichnung darstellt, die einem oftmals als Belohnung für einen jahrelangen Einsatz erst am Ende einer Schiedsrichterlaufbahn zuteil wird. Doch von „Ruhestand“ ist Timo noch weit entfernt. In seiner bescheidenen Art merkt er an, dass es wohl eine glückliche Fügung war. Es gab außer ihm 2 weitere Kandidaten, die allerdings aus Ulm und Stuttgart kamen, was der Prämisse des Unparteiischen widerspricht. So wurde er berufen. Wir sind uns sicher, dass er sich das in erster Linie durch seine seitherigen Leistungen verdient hat.

Ist man aufgeregt vor so einem Spiel fragen wir ihn: „Im Moment noch nicht, aber das kommt sicher noch“. Aber er stelle fest, dass auf so eine Partie schon mehr Focus von außen gelegt wird. Lachend merkt er an, dass wir nicht das einzige „Presseinterview“ sind, dass er führen darf. Das ist schon eher unüblich.

Wie bereitet man sich auf eine solche Aufgabe vor wollen wir noch wissen. Die Vorbereitung laufe normal, das Training wird passend zu den Spielbelastungen ausgelegt. Ein bisschen schaue man sich vorab auch die Auffälligkeiten der Mannschaften an, um besser einschätzen zu können, was einen erwartet. Was bei so einer hochkarätigen Begegnung anders ist, ist die Tatsache, dass alles deutlich früher abgeklärt wird: Welche Sportbekleidung kommt zum Einsatz, wo und wann ist der Treffpunkt, auch die Abstimmung mit den Assistenten erfolgt zeitiger.

Abschließend merkt Timo an, dass dies schon seine bisher wichtigste Partie wird. Es geht schließlich um was: der Gewinner qualifiziert sich für die 1.Hauptrunde des DFB-Pokals. „K.O.-Spiele“, so sagt er „haben sowieso immer eine andere Brisanz. Alles was man da liegen lässt, kann man anders als bei normalen Ligaspielen nicht mehr aufholen.“

Wir wünschen Timo Lämmle ein faires Spiel und ein glückliches Händchen für seine Entscheidungen am kommenden Samstag. Unser größter Respekt und unsere Sympathie aufgrund seiner angenehmen und bescheidenen Art sind ihm schon jetzt sicher.

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